
„Ich sah ein Amselweibchen verzweifelt nach ihrem Nest suchen …“
Radikaler Rückschnitt mitten in der Brutzeit – berechtigte Sorge um unsere Stadtnatur in Hürth?
Mit diesen Worten wandte sich eine aufmerksame Bürgerin an mich. Sie schilderte, was sie am Samstag, den 28. Juni 2025, auf dem P+R-Parkplatz Kiebitzweg in Hürth beobachte: Massive Rückschnittarbeiten an Sträuchern und Bäumen – mitten in der gesetzlichen Brut- und Nistzeit.
Keine Pflegemaßnahme, sondern ein radikaler Rückschnitt
Viele Gehölze setzen die Grünflächenmitarbeiter radikal auf den Stock. Nach Aussage der Bürgerin handelte es sich dabei nicht um einen schonenden Formschnitt, wie er etwa zur Pflege der Verkehrssicherheit zulässig wäre, sondern um einen tiefgreifenden Eingriff mit teilweise schwerem Gerät.
Die Bürgerin stellte mir Fotos zur Verfügung. Ich fuhr selbst zur Einsatzstelle und verschaffte mir ein Bild: Ein Teil der Sträucher war fast bis auf den Boden zurückgeschnitten. Ganze Abschnitte wirkten nahezu vollständig entgrünt.
Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz?
Besonders problematisch: Die Arbeiten fanden während der gesetzlichen Schonzeit statt. Zwischen dem 1. März und dem 30. September sind Eingriffe in Hecken, Gebüsche und Bäume verboten, wenn sie die Lebensstätten wild lebender Tiere beeinträchtigen (§ 39 Bundesnaturschutzgesetz).
Die Bürgerin sprach den Einsatzleiter vor Ort an – dieser zeigte sich wohl unbeeindruckt. Auf den Hinweis, dass der Rückschnitt unzulässig sei, reagierte er lediglich mit einem Schulterzucken. Seine Begründung: Man wolle sich die Arbeit im Herbst ersparen.
Natur in Gefahr – auch in unserer Stadt
Die Bürgerin rief die Polizei. Weiter beobachtete die Bürgerin, wie ein Amselweibchen verzweifelt um einen frisch geschnittenen Strauch flog – vermutlich auf der Suche nach seinem zerstörten Nest. Eine Szene, die betroffen macht.
Die Polizei kam vor Ort. Die Bürgerin kündigte an, den Vorfall der Unteren Naturschutzbehörde sowie dem Grünflächenamt zu melden.
Gemeinsam für unsere Stadtnatur
Solche Eingriffe mitten in der Brutzeit sind keine Bagatellen, wenn wir es mit dem Schutz unserer Umwelt erst meinen. Wir dürfen den Schutz unserer heimischen Tierwelt nicht aus Bequemlichkeit oder Effizienzgründen vernachlässigen. Gerade in urbanen Räumen wie Hürth brauchen wir Rückzugsorte für Vögel und andere Tiere – und einen sensiblen Umgang mit unserer Natur.
Sie haben Ähnliches beobachtet?
Wenn Sie selbst einen vergleichbaren Fall beobachten oder sich über Eingriffe in Grünflächen wundern, melden Sie sich gern bei mir. Nur gemeinsam können wir dafür sorgen, dass Natur- und Artenschutz auch im städtischen Raum ernst genommen werden.
Hier der Link zu meinem Video https://youtube.com/shorts/LAEETbUaEMQ